V wie Valley

Vorarlberg – im Tourismus bekannt und beliebt für seine hohe Lebensqualität und pittoresken Landschaft, weltweit in der Wirtschaft geschätzt und geachtet für Handwerkskunst und als innovativer Weltmarktführer. Nun steht das Ländle vor der Herausforderung durch kluge Entwicklungsimpulse die Zukunft des Standorts zu sichern. Dazu soll eine Innovationsökologie etabliert werden, die die herausragenden Besonderheiten als auch die zahlreichen Innovationen integriert.

Innovationsökologien zeichnen sich durch das Zusammenspiel verschiedener Charaktere aus. Als Sinnbild kann ein Wald gelten, der von der kleinen Ameise bis zum großen Bären ein Spektrum an Rollen benötigt, um die Ökologie lebendig und sich erneuernd zu halten. Daher darf auch Vorarlberg nicht den Fehler machen, dem Industrieparks der 90er zum Opfer gefallen sind: Monokulturen sterben. Das begründet, warum Bezeichnungen, die diese abgeschlossenen Monokulturen bezeichnen (wie Campus oder Park) möglichst vermieden werden sollten.

Klar ist auch: Vorarlberg muss seine Strahlkraft dermaßen potenzieren, sodass sie bis weit über den Bodensee hinaus leuchtet und Einzigartigkeit hervorstreicht. Das vorliegende Konzept sieht vor, als Startpunkt zur Entwicklung der Innovationsökologie eine erste „Brennzelle“ zu schaffen, die Experimentierfläche, Neuland und verbindendes Netz gleichermaßen darstellt. Aus dieser Brennzelle werden Schübe freigesetzt, wodurch sich das innovationsökologische Netz weiterspinnt. Ähnlich einem Stein, den man ins Wasser wirft, gehen von diesem „Epi-Zentrum“ Innovationswellen aus.

Ein/e KuratorIn ist dabei unerlässlich, die das gemeinsame Ziel verfolgt, die Gesamtentwicklung dirigiert und Möglichkeiten der Mitarbeit schafft. Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit des/der KuratorIn ist der neutrale organisatorische Ansatz. In diesem Sinn soll eine möglichst unabhängige Trägerstruktur entstehen, die nicht auf die ökonomischen Interessen einzelner privater Unternehmen fokussiert ist, sondern ein Meta-Ziel verfolgt.

Durch Recherche, Besuche, Gespräche, Workshops, Studien und Datensichtung hat sich gezeigt, dass Dornbirn die optimalen Voraussetzungen als Startpunkt mitbringt. Als Fokusort wurde dafür das Areal der Sägen-Hallen, der ehemaligen Postgarage sowie einer neuen Überbrückung der Dornbirnerach ausgewählt. Diese Kombination bringt auch durch die Besitzverhältnisse einer PPP-Konstruktion optimale formale Voraussetzungen mit. Die Verfügbarkeit der Sägen-Hallen vorausgesetzt, wird hier mit einer Pionierphase begonnen. Alternativ müsste zum Start ein entsprechender andere Ort am Areal definiert und gefunden werden. Dabei ist vorgesehen, dass die Sägen-Hallen mit einem modularen Gestaltungskonzept den Raum für unterschiedliche Unternehmens- und Experimentierformen schaffen. Werkstätten neben Shops, Denklabore neben Schweißgeräten, Robotertestfläche neben Nähstuben. Die Schwelle wird dabei möglichst niedrig gehalten. Die Hallen dienen somit auch der angeschlossenen Fachhochschule als Ausläufer und Fühler gleichermaßen. Ein vitaler Austausch, der auch über den Fluss gelingen soll. Hier finden sich alle Voraussetzungen, um eine Überquerung zu kreieren und die beiden Areale diesseits und jenseits der Dornbirnerach somit zu einem zusammenhängenden Raum verschmelzen zu lassen. Die Postgarage am anderen Ufer der Ache soll nach dem Vorbild der Strada-del-Startup in der Tabakfabrik Linz entwickelt werden, im Sinne einer durchwegten Mischung aus Corporates und Startups, die sich durch shared economy und Kollaboration gegenseitig befruchten.

Begegnung, Durchwegung und Verbindungen sind Erfolgsfaktoren gelingender Kollaboration, Innovation und Kommunikation. Daher muss dem Fakt, dass Sägen-Hallen, Campus und Postgarage durch die Dornbirnerach getrennt sind, Rechnung getragen werden. Die Verbindung über den Fluss bietet aber mehrerlei Chancen: sie kann das strahlende Symbol von Innovation und Architekturkunst werden.

Das von CMb.industries erstellte Konzept sieht somit eine Mischung aus Brownfield- und Greenfield-Entwicklung vor, nutzt die Nähe zum FH-Standort und verbindet die Ufer mit einem noch zu definierenden Projekt und unter Einbindung aller relevanten Player am Standort. Durch diesen Mix werden die Voraussetzungen für eine diverse Ansiedlungspolitik geschaffen. Die unterschiedlichen Immobilien-Eigenschaften können zu unterschiedlichen Preismodellen den Anforderungen diverser GeschäftspartnerInnen, KünstlerInnen, Start-ups, Vereinen und Corporates angepasst werden. Die Vernetzung soll sodann über mehrere Standorte in Vorarlberg gesponnen werden.

Bei dem gesamten Vorhaben darf sich Vorarlberg – ganz in Köhlmeier-Manier – der gesamten Klaviatur des Storytellings bedienen. Denn dieses Projekt muss groß gedacht werden, um als Leuchtturm wahrgenommen zu werden und seinen vollen Magnetismus zu entfalten. Fallstricke können entstehen, wenn das Projekt an die ökonomischen Interessen Einzelner gebunden wird. Diese Vision ist zu groß, sie muss von einem übergeordneten Träger-Konsortium getragen werden, das die Zukunft Vorarlbergs und seine langfristige Entwicklung im Blick hat.